Transparenz im Franchising – Utopie oder erreichbares Ziel?

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Mangelnde Transparenz im Franchising

Korrekter wäre die Überschrift mit dem Zusatz „in Deutschland“ – denn nicht überall tun sich die Franchise-Systeme so schwer, transparent zu sein. Schon lange gab und gibt es immer wieder Stimmen, die darauf hinweisen, dass die Franchise-Systeme im deutschsprachigen Raum Nachholbedarf haben, wenn es um die offene Kommunikation von Zahlen, Daten und Fakten geht.

Warum Angst vor klaren Fakten?

Wer unseren Wirtschaftszweig seit Jahren kennt, weiß, dass der ein oder andere Journalist seinem Frust über die mangelnde Transparenz im Franchising bereits Luft gemacht hat. Darunter auch der redaktionelle Leiter des FranchisePORTAL, Michael Zinnäcker, und der impulse-Chef Nikolaus Förster. Frustration macht sich breit: wer versucht, sich mal richtig in die Thematik reinzuknien, strandet offenbar. Zumal man sich fragen muss, warum viele Franchise-Systeme ein Geheimnis aus ihrem Zahlenmaterial machen. Um es deutlich zu machen: In der Regel werden Expansionspläne und erreichte Zwischenziele kommuniziert.

Das (völlig normale) Ausscheiden von Partnern aus dem System wird hingegen möglichst verschwiegen – und gibt so den Anschein, dies sei etwas, das man besser verheimlicht. Dabei gehört eine gewisse Fluktuation nicht zuletzt durch die von vornherein zeitlich begrenzten Franchise-Verträge zu jedem Franchise-System dazu – es gehört zum Konstrukt des Franchising.

Schwierige Partnergewinnung auch durch mangelnde Transparenz

Auch in Hinsicht auf die Franchise-Partnergewinnung, die ohnehin durch die aktuelle Wirtschaftslage anstrengender geworden ist, als sie ohnehin schon war, spielt Transparenz eine wichtige Rolle. Vor allem im Hinblick auf den Wunsch-Franchisenehmer vieler Systeme: den Manager-Typ, der in der Lage ist, ein System auf Herz und Nieren zu testen. Das hat schon Zinnäcker in seinem Beitrag „Zu wenig neue Franchise-Partner: Warum die deutsche Franchise-Wirtschaft umdenken sollte“ herausgestellt:

„Es ist zudem kaum nachvollziehbar, warum seriöse Franchise-Unternehmen durch Weglassen von Informationen, durch vage Formulierungen, aussageschwache Zahlen oder großspurige Zielverkündungen versuchen, ein Erfolgsimage selbst dann zu generieren, wenn es einmal weniger gut läuft. Schließlich dienen PR und Öffentlichkeitsarbeit eben nicht dem kurzfristigen Marketing, sondern sollen ein langfristiges Vertrauensverhältnis zur Öffentlichkeit aufbauen und stärken. (…)

Franchise-Systeme, die in ihrer Kommunikation weiter so verfahren wie bisher und nicht transparent agieren (können), werden den Kampf um die besten Franchise-Partner zu Recht verlieren. Franchise-Systeme hingegen, die Transparenz zeigen, echte Vorteile gegenüber den beruflichen Alternativen aufzeigen und zudem über Probleme und Konflikte – oder besser Problem- und Konfliktlösungen sprechen, gewinnen an Überzeugungskraft und machen sich unterscheidbar.“

Und man kann von dem (mittlerweile eingestellten) impulse-Ranking der Franchise-Systeme halten, was man möchte (Michael Zinnäcker hatte das Ranking häufiger in seinem Blog kritisiert): Vielleicht lag es auch ein gutes Stück weit an der mangelnden Bereitschaft der Franchise-Systeme, entsprechendes Zahlenmaterial herauszugeben und sich so vergleichbarer zu machen, das die Qualität des Rankings so angreifbar machte. Nikolaus Förster ließ es sich nicht nehmen hierzu einen Kommentar zu verfassen. Ein Auszug:

„Eine – wie Hamburger sagen würden – vornehme Zurückhaltung spüren wir auch bei der Datenerhebung zum jährlichen impulse-Franchise-Ranking. Obwohl die meisten Franchisesysteme händeringend nach gutem Nachwuchs suchen, scheuen sie davor zurück, sich in die Karten schauen zu lassen. Diesen Schluss zumindest kann man ziehen, wenn man sieht, wie zögerlich Systeme ihre Kennzahlen preisgeben. (…)

Vielleicht sollten sich die Systeme irgendwann einmal entscheiden: Wer für sich Marketing machen möchte, sollte Anzeigen schalten oder sonstige PR-Aktivitäten starten. Eine andere Methode, an Attraktivität zu gewinnen, auch bei potenziellen Gründern, ist Transparenz. Was spricht dagegen, offen mit Informationen und Zahlen umzugehen? Wer den Eindruck erweckt, etwas verstecken zu müssen, sollte sich nicht wundern, wenn ihm auch kein Vertrauen mehr von potenziellen Gründern entgegengebracht wird.“

Auch unser Geschäftsführer Steffen Kessler sieht deutlichen Handlungsbedarf in Sachen Transparenz im Franchising, wie ein XING-Kommentar in einer entsprechenden Diskussion kürzlich deutlich machte:

„Hierzulande neigen die meisten Franchisesysteme dazu, jeden neuen Franchisepartner PR-technisch zu nutzen und eine tolle Expansion anzupreisen, während Franchisepartner, die das System verlassen (was wegen Alter, Krankheit, Umorientierung etc. völlig normal ist und nicht pauschal als negativ anzusehen wäre) keine Erwähnung finden. So wirkt es intransparent, wenn man bei seinen Recherchen im letzten Jahr von einer Expansion mit 30 neuen Partnern liest, jedoch die Gesamtzahl der Partner bei genauerem Blick stagniert oder gar rückläufig ist. Dies ist nur ein einzelnes kleines Beispiel zum Thema Transparenz. Was spräche gegen eine transparente Jahresstatistik über

  • neue Partnerschaften,
  • neue Standorte (von bestehenden Partnern),
  • beendete Partnerschaften und dem
  • prozentualen Anteil der wichtigsten Gründe für das Verlassen des Systems (Krankheit, Finanzielle Engpässe, Tod, Veränderte Lebenssituation)?

Wahrheitsgemäß berichtet würde dies für mehr Vertrauen sorgen und als allgemeiner Standard eingeführt der ganzen Franchise-Wirtschaft dienen. (…)“

Im gleichen Diskussions-Verlauf gibt Peter Schwarzer anschaulich wieder, dass es tatsächlich anders sein kann und wie das dann aussieht – am Beispiel USA, wo er lange im Bereich Franchising-Beratung gearbeitet hat, wie er sagt:

„Ich bin nach fast 20 Jahren im Ausland wieder in D’land und mache das, was ich am besten kann: Franchise Beratung. Mein Bezugspunkt sind dabei die USA und es überrascht mich immer wieder wie wenig Information über die performance von Franchisemarken hier erhältlich ist. (…) In den USA sind Franchisegeber gesetzlich dazu verpflichtet, in jedem Jahr, in dem sie aktiv Franchises anbieten, ein sogenanntes Franchise Disclosure Document zu erstellen. (…) Mit wenigen Hürden kann man diese FDDs von staatlichen Behörden bekommen. (…) Ich glaube in den USA gibt es mittlerweile keinen Franchisegeber mehr, der das in irgendeiner Form als negativ betrachtet. Zwar sind die Marken gezwungen sich gewissermaßen auszuziehen, aber das machen Aktienfirmen ja nun auch schon seit Jahrzehnten. Auf der anderen Seite sorgt diese Transparenz dafür, dass jeder sich mit jedem vergleichen kann. (…)“

Wer sich für diese Thematik interessiert, sollte die gesamte XING-Diskussion lesen – sie enthält weitere interessante Ansätze und Einblicke. Und es sollte weiter diskutiert werden über das Thema der mangelnden Transparenz im Franchising – denn nur so kann sich hier vielleicht doch schon bald etwas ändern.

 

 

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