IfM fragt: Gehen Deutschland die Gründer aus?
Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) hat in einer Ausgabe des Magazins „Der freie Beruf“ einen Artikel veröffentlicht, der die Frage in den Raum stellt, ob man wirklich davon reden kann, dass Deutschland ein „Existenzgründer-Problem“ hat – nämlich zu wenige, um unsere Wirtschaft lebendig und gesund zu halten.
Existenzgründerproblem in Deutschland?
„Junge Unternehmen und Neugründungen geben auf Grund ihrer Flexibilität und Innovationskraft wichtige Impulse für eine permanente Erneuerung und Modernisierung der Wirtschaft. Nicht ohne Grund gibt es daher seit den 1990er Jahren vielfältige Gründungsinitiativen auf Bundes- und Landesebene. Gleichwohl lässt sich beobachten, dass seit einigen Jahren die Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen in Deutschland sinkt – sieht man einmal vom Gründungshoch Mitte der 2000er Jahre ab.“
Dass das IfM von „vielfältigen Gründungsinitiativen auf Bundes- und Landesebene“ spricht, ist nicht weiter verwunderlich, wird das Institut doch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gesponsert. Dass hier in den letzten Jahren tatsächlich aber eher gespart als investiert wurde, haben wir im Blog bereits mehrfach beschrieben. Im weiteren Verlauf des Artikels ist sogar die Rede davon, dass in der zweiten Jahreshälfte 2013 die „etwas großzügigere Förderung von gründungswilligen Arbeitslosen“ zu einer Besserung der Lage beigetragen habe. Tatsächlich finden sich im Netz vereinzelte Hinweise, dass der Existenzgründungszuschuss in manchen Agenturen wieder etwas leichter zu bekommen ist. Eine offizielle Meldung hierzu konnte ich allerdings nicht finden.
Konfuses Fazit zum Problem der rückläufigen Existenzgründungen
Der Artikel erläutert weiter sachlich und fundiert, wo es in Sachen Gründungsgeschehen aktuell hakt und wie sich die Lage in den letzten Jahren entwickelt hat. Wie zu erwarten und bereits bekannt, gibt es wenig Positives zu vermelden. Das Fazit überrascht:
„Trotz der rückläufigen Entwicklungen im Gründungsgeschehen besteht also gegenwärtig kein Anlass zu übergroßer Sorge. Zum einen deutet sich an, dass eine Talsohle erreicht sein könnte. Zum anderen ist völlig offen, wie viele Gründungen eine Volkswirtschaft benötigt, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Entscheidender ist also weniger die bloße Anzahl als vielmehr die Art der gegründeten Unternehmen. Hier die richtigen Impulse zu setzen ist weiterhin Aufgabe der Wirtschaftspolitik – gerade auch vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden demografischen Wandels, in dessen Zuge mit einer Verringerung des Gründungspotenzials zu rechnen ist.“
Es besteht also kein Anlass zur Sorge, weil es schlechter nicht mehr geht? Wie man zu der Annahme der Talsohle kommt, wird zudem nicht weiter erläutert. Noch kurioser erscheint mir aber die Kehrtwende im letzten Satz: Der sich beschleunigende demografische Wandel werde zu einer weiteren „Verringerung des Gründungspotenzials“ führen. Ich überlasse an dieser Stelle das Fazit dem Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbands e.V., Herrn Torben Leif Brodersen, der sich bereits per Twitter kurz und bündig geäußert hat:
Aktueller Standpunkt des @IfM_Bonn: Gehen Deutschland die Gründer aus? http://t.co/CPO6nFPobO – das Fragezeichen muss man wohl streichen.
— Torben L. Brodersen (@TorbenBrodersen) 11. Juli 2014
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