Gastbeitrag: In fünf Schritten zur Gründerfinanzierung

Gründerfinanzierung

Schritte zur Gründerfinanzierung

Der erste Erfolg bei einer Existenzgründung ist nicht der erste Kunde oder Auftrag. Es ist die Gründerfinanzierung. Sprich, der Kreditvertrag – plus idealerweise die Fördergelder. Denn ohne das nötige Geld aus externen Quellen geht den meisten Gründern schnell die Luft aus.

Teil 1:
Gründerfinanzierung: Die drei Bausteine Eigenkapital, Fremdkapital und Fördermittel

Eine Existenzgründung ohne Geld ist praktisch unmöglich. Und das privat verfügbare Eigenkapital reicht selten aus, um alle Investitionen und Risiken abzudecken. Es ist auch nicht empfehlenswert, eine Unternehmensfinanzierung rein aus Eigenmitteln zu bestreiten. Denn meistens fehlen die Reserven, um Krisenzeiten zu überstehen oder notwendige Investitionen zur Expansion zu tätigen, wenn dies aufgrund der Geschäftsentwicklung nötig wäre. Rund 50 Prozent aller Unternehmen gehen in den ersten fünf Jahren nach Gründung in Konkurs – vielfach exakt aus diesem Grund.

Kurzum: Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg liegt im Fremdkapital, vor allem für die Anschubfinanzierung. Die Kreditinstitute verlangen jedoch Eigenkapital als Sicherheit – zumeist in einer Höhe von etwa 15 bis 20 Prozent der Gesamtinvestition. Zum Eigenkapital zählen alle liquiden Mittel und alles Liquidierbare wie Immobilien, Grundstücke, Kapitalanlagen oder Lebensversicherungen, die der Gründer von seiner Seite aus einbringt. Möglicherweise steuern Bürgen aus dem Familien- oder Freundeskreis benötigte Mittel zu – etwa Eltern, die ihren Kindern damit den Schritt zur Existenzgründung erleichtern möchten.

Wer erleichtert die Gründerfinanzierung?

Wer über keine dieser Quellen verfügt und beispielsweise aus der Arbeitslosigkeit heraus starten möchte, kann Gründungszuschüsse oder Einstiegsgelder beantragen. Entscheidende Hilfen bei der Kapitalbeschaffung bieten Bürgschaftsbanken. Diese geben zwar kein Geld, jedoch übernehmen sie nach Prüfung des Projektes – häufig, aber nicht immer – einen großen Teil des Kreditrisikos einer Bank und machen dadurch die Kreditgewährung wahrscheinlicher. Darüber hinaus lässt sich das Eigenkapital mit staatlichen Fördermitteln wie den Gründerkrediten der KfW-Banken aufstocken.

Existenzgründer sollten auch über Beteiligungsmodelle nachdenken. Beispiele sind Venture Capital (Risikokapital) durch Beteiligungsgesellschaften, Crowdfunding – etwa via Internet –, Joint Ventures oder die Angebote der privaten Business Angels. Eine Beteiligung bringt zwar, je nach spezifischer Ausgestaltung, ein gewisses Maß an Abhängigkeit mit sich. Doch besser, der Gründer hat Partner im Boot, als dass der Traum vom Wind in den Segeln niemals Wirklichkeit wird.

Teil 2:
Ihr Finanzierungs-Fahrplan in fünf Schritten

Hiermit spreche ich Existenzgründer in spe persönlich an: Sie haben eine originelle und tragfähige Geschäftsidee oder wollten sich schon immer selbstständig machen? Sie suchen nach Kapital in Form von Bankkrediten, Fördermitteln oder Beteiligungen zur Unternehmensfinanzierung? Dann möchte ich Ihnen dieses Fünf-Schritte-Programm als eine Orientierungshilfe geben. Eine Art Fahrplan zur Gründer-Finanzierung.

Schritt eins: Strukturieren Sie Ihre Ideen

Definieren Sie die Geschäftsidee schriftlich.

  • Was bieten Sie an?
  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Worin liegt der Kundennutzen?
  • Wer sind die möglichen Wettbewerber und wo liegt das Alleinstellungsmerkmal ihnen gegenüber?
  • Gibt es Marktdaten und Statistiken?
  • Wer könnte als Kooperationspartner in Frage kommen?

Erfassen Sie dies und errechnen Sie möglichst realistische Einnahmen und Ausgaben. Auf dieses Grobkonzept bauen alle weiteren Schritte auf.

Mein Tipp: Bei diesen wie allen weiteren Schritten helfen erfahrene Gründungs-Coaches. Nehmen Sie die Beratungsförderung für Gründer in Anspruch. Die staatliche Hilfe übernimmt einen stattlichen Anteil der Beratungskosten. Dies steigert letztlich Ihre Chance auf eine erfolgreiche Finanzierung und einen guten Geschäftsstart.

Schritt zwei: Erstellen Sie Businessplan und Finanzplanung

Erarbeiten Sie einen prägnanten und überzeugenden Businessplan. Er ist Ihre Bewerbung um Kredite, Fördermittel und Beteiligungskapital. Weit mehr als eine Formsache. Schließlich muss er den kritischen Bänkern klar vor Augen führen, dass ihr Geld in Ihrem Unternnehmen sicher angelegt ist.

  • Planen Sie ruhig einen Umfang von 25 bis 40 Seiten.
  • Fassen Sie am Anfang kurz ihr Geschäftsmodell zusammen.
  • Konkretisieren Sie auf den folgenden Seiten Ihr Grobkonzept aus Schritt eins.
  • Veranschaulichen Sie das Wesentliche mit Bildern, Zeichnungen, Diagrammen und Grafiken. Diese prägen sich bei den Kredit-Verantwortlichen stärker ein als Worte.
  • Fügen Sie den Finanzplan bei, der acht bis zehn Seiten Ihres Businessplanes einnehmen sollte.
  • Bestandteile sind unter anderem der Gesamt-Kapitalbedarf für die Gründungsfinanzierung plus eine realistische Kostenplanung, ein Umsatz- und Kostenplan, eine Gewinn- und Verlustrechnung, eine Liquiditätsplanung, ein Bilanzplan und alle verfügbaren Markt-Kennzahlen.
  • Setzen Sie weder Best- noch Worst-case-Berechnungen, sondern realistische Planzahlen ein, deren Annahmen Sie auch gegenüber potentiellen Geldgebern gut argumentieren können.
  • Beschreiben Sie schließlich, mit welchen Marketing- und Vertriebsmaßnahmen Sie Ihr Geschäftsvolumen verwirklichen wollen. Dies ist kritisch für die Glaubhaftigkeit Ihres Projektes gegenüber den Geldgebern.

Schritt drei: Fragen Sie Banken an

Beschränken Sie sich nicht alleine auf Ihre Hausbank, die Sie seit Jahren nur als Angestellten kennt und Ihnen eine erfolgreiche Selbstständigkeit möglicherweise gar nicht zutraut. Fragen Sie mehrere Banken an, jedoch nicht sehr viele: vielleicht 2 oder 3 (wenn Sie viele Banken „abklappern“ und die das erfahren, könnten Zweifel am Potenzial aufkommen. Eventuell prüfen sie aufgrund des starken Wettbewerbs untereinander das Projekt erst gar nicht).

Vergleichen Sie Punkte wie Zins- und Tilgungskosten, Kulanz und Servicefreundlichkeit. Stellen Sie sicher, dass Sie kreditwürdig sind und dass keine negativen Auskünfte bei Schufa und ähnlichen Institutionen gegen Sie bestehen. Sprechen Sie auch an, ob Sie über die Bank an staatliche Fördermittel kommen können.

Schritt vier: Führen Sie Bankgespräche auf Augenhöhe

  • Bereiten Sie sich akribisch auf die Bankgespräche vor.
  • Lassen Sie sich von einem erfahrenen Berater begleiten, aber stellen Sie Ihr Geschäftskonzept selbst überzeugend vor. Und selbstsicher.
  • Verhandeln Sie auf Augenhöhe.
  • Machen Sie den Geldgebern klar: Ihr Geschäft hat Potenzial. Erklären Sie warum, denn: Sie haben den Markt, den USP, das Vertriebsmodell.
  • Behalten Sie dabei stets die Eckdaten wie Sicherheiten, Umsatzplanung, Geschäftserfolg und Liquiditätsplanung im Kopf: Mit diesen Zahlen müssen Sie kritische Fragen der Bänker wie aus der Pistole geschossen kontern.
  • Erstellen Sie sich vorab mit dem Berater eine Liste der wahrscheinlichsten Einwände der Bankiers und einen Leitfaden zur Einwand-Argumentation.
  • Gleiches gilt im Übrigen für Verhandlungen mit den Anbietern von Beteiligungskapital: Je überzeugender Sie Ihr Geschäftsmodell darstellen und je minimaler das Risiko erscheint, desto eher sind Geldgeber bereit, ihre Taschen zu öffnen.

Schritt fünf: Gewähren Sie volle Transparenz

Ist der Kreditvertrag unter Dach und Fach? Dann tauschen Sie sich mit der Bank regelmäßig aus, am besten alle drei bis sechs Monate. Gewähren Sie Finanzkontrolle, das stärkt das Vertrauen, auch in Krisenmomenten. Denken Sie dran: Vielleicht können Sie schneller expandieren als geplant – und brauchen zusätzliche Mittel. Schließlich soll die Existenzgründung nur der Beginn einer – vielleicht lebenslangen – Erfolgsstory sein!

 

dittrich-portrait

 

Autor:
Andreas Dittrich, Cavendish Management Resources (CMR), London, Diplomkaufmann und Lehrbeauftragter an der Hochschule Mainz.

Tel.: +49 (0)611 7901169
andreas.dittrich@cmrworld.com

 

 

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Ein Kommentar

  • Klasse Artikel. Wirklich gut auf den Punkt gebracht. Wir geben auch nur den Real-Case-Plan bei den Banken ab. Unterschätzt wird oft noch der Austausch mit der Bank nach der Finanzierung und das damit notwendige Controlling. Viele junge Unternehmer sehen das eher als lästigen Verwaltungskram. Dabei kann hier echtes Vertrauen entstehen und das eben auch in Zeiten, in denen es wirtschaftlich nicht so gut läuft. Beste Grüße aus Essen. Torsten Schrimper